7. Schwangerschaftswoche
Dass mir morgens nun flau bzw. übel ist, hat sich fest eingeschlichen. Teilweise merke ich die Übelkeit auch schon, wenn ich nachts aufwache. Ich muss dann immer etwas essen, obwohl es das Letzte ist, was ich tun will. Meist ist es dann um die Mittagszeit vorbei. Wenn die Übelkeit erst ca. ab der 10.-13. Woche wieder weggeht, ist das echt noch lange hin…
Derzeit bin ich noch unterwegs im Urlaub. Gerade besuche ich mit einer Freundin, die von meiner Schwangerschaft weiß eine gemeinsame Freundin, die es noch nicht wissen soll. Dass ich dabei keinen Alkohol trinke, ist der einen Freundin noch nicht aufgefallen. Ich freue mich aber sehr auf die Zeit, wenn das Versteckspiel um die Schwangerschaft vorbei sein wird und ich keine Ausreden mehr erfinden muss.
So gerne ich früher unterwegs war, gerade wäre ich viel lieber zu Hause. Es ist unterwegs schwerer mit dem Essen. Was darf ich, was darf ich nicht? Ständig muss ich auf der Hut sein. Das finde ich schon nervig. Zu Hause hätte ich in Ruhe Zeit zu schauen und meinen Kühl- und Vorratsschrank entsprechend gefüllt.
Bei der Freundin, die wir gerade besuchen, habe ich dann auch noch ein CHI-Massagegerät ausprobiert. Bei dieser Art von Massage legt man seine Füße an eine Art Rüttler, der einen dann eine bestimmte Zeit von den Füßen/Beinen her über den ganzen Körper durchschüttelt. Ich habe mir erst gar nichts dabei gedacht, Massage ist ja was gutes. Allerdings ist mir dabei sofort flau geworden und es wurde unangenehm am Bauch. Habe überlegt, aufzuhören, aber es sollte ja gut sein.
Danach habe ich dann mal gegoogelt und herausgefunden, dass das Gerät nicht bzw. nicht in der Spätschwangerschaft angewendet werden soll. Dadurch habe ich mir riesige Sorgen ums Baby gemacht und mich richtig schlecht gefühlt. Ich bin bei jedem Ziehen und Stechen im Unterleib schier wahninnig vor Sorge geworden und bin einmal sogar in ein Geschäft in eine Umkleide um zu schauen, ob ich Blutungen habe. Hatte ich zum Glück nicht.
An dem Tag sind wir insgesamt noch 16 km gelaufen. Das war irre anstrengend für mich, aber ich konnte ja schwer was sagen, außer, dass ich nicht so fit sei. Wirklich Rücksicht genommen haben die beiden aber nicht auf mich. Ich bin im Laufe des Tages immer langsamer geworden. Jedes Ziehen im Unterleib hat mich gesorgt, aber vor der einen Freundin konnte ich mir ja nichts anmerken lassen. Es war eine furchtbare Situation. Ich war den ganzen Tag über sehr gespannt, habe immer wieder nach Blutungen geschaut, aber es kam glücklicherweise nichts.
Nachts im Hotelzimmer überkam mich dann die Trauer. Ich musste vor Sorge viel weinen. Vermutlich war nichts bei der Massage passiert. Aber mir war das definitiv eine Lehre für den weiteren Schwangerschaftsverlauf.
Am nächsten Morgen war das Ziehen im Unterleib viel weniger, so dass ich mich wieder etwas beruhigen konnte. Ändern konnte ich eh nichts mehr. Entweder dem Baby ging es gut oder es war zu spät. Mir war weiterhin flau und die Brüste waren immer noch druckempfindlich. Das sah ich immerhin als gutes Zeichen, auch wenn ich wusste, dass nach Fehlgeburten die Schwangerschaftsanzeichen erst nach einer Weile weggingen. Auch, dass Fehlgeburten unbemerkt erfolgen konnten, also ohne Blutungen.
Nach ein paar Tagen waren die Sorgen vorbei und ich weitergereist zu einem Freund, bei dem ich zwei Tage bleiben wollte. Ich hatte weiterhin keine Blutungen/Krämpfe und zudem weiterhin Schwangerschaftsanzeichen. Zu den druckempfindlichen Brüsten und der morgendlichen Übelkeit kam eine schnelle Erschöpfung dazu. Dadurch waren auch wir in unserer Freizeitgestaltung eingeschränkt. Ich konnte kaum mehr lange gehen, Treppen steigen war deutlich anstrengender als noch vor der Schwangerschaft. Nach längeren Spaziergängen fing ich an, mich schlafen zu legen.
Die Übelkeit kam weiterhin in der Nacht, wenn ich auf die Toilette musste und war erst nach dem Mittagessen wirklich besser. Ich hoffte immer noch, dass sie möglichst bald wieder ging. Wieso schritt die Schwangerschaft nur so verdammt langsam voran? Ich wusste erst seit zwei Wochen, dass ich schwanger war. Es kam mir schon deutlich länger vor… Außerdem würde es noch verdammte sieben Wochen andauern bis zum Ende des 1. Trimesters. Erst dann verschwindet die Übelkeit bei einem Großteil der Schwangerschaften. Ich hoffte so sehr, dass es bei mir schon ab der 10. Woche besser werden würde. Zum Glück war meine Reise dann auch vorbei und ich wieder zu Hause.
Am vorletzten Tag der 7. Woche war mir dann permanent schlecht. Mich übergeben musste ich zwar nicht, fühlte mich aber deutlich geschwächt. Ich hatte zwar noch Urlaub, aber einen Termin bei der Bank zu dem ich mich mit Mühe schleppte.
Als es am Nachmittag nicht besser wurde, rief ich bei meiner Frauenarztpraxis an und fragte, ob ich meinen Vorsorgetermin vorverlegen könnte, um mit meiner Frauenärztin über die Übelkeit zu sprechen. Das war aufgrund einer angespannten Vertretungssituation zwar nicht möglich, aber sie baten mir an, ein Rezept für ein Medikament gegen die Übelkeit abholen. Also schleppte ich mich am späten Nachmittag noch zur Praxis und in die Apotheke. Nur um das Medikament am gleichen Abend dann doch nicht zu nehmen… Plötzlich hatte ich doch ein mulmiges Gefühl, in der Schwangerschaft ein Medikament zu nehmen, obwohl dies genau für Schwangere war. Lieber wollte ich noch etwas abwarten und es nehmen, wenn es schlimmer wurde.
Der nächste Tag war dann leider sehr unangenehm für mich. Ich musste wieder arbeiten und mir war permanent schlecht. Also nahm ich am Abend 2 Tabletten Cariban.
8. Schwangerschaftswoche
An den nächsten beiden Morgen wachte ich immer noch mit einem flauen Gefühl auf. Auch schlief ich deutlich länger als an den Tagen zuvor. Ich fühlte mich geschwächt und teilweise richtig krank. Für beide Tage meldete ich mich auf der Arbeit krank und schlief fast den halben Tag immer und immer wieder ein. Ob ich noch etwas anderes hatte? Oder waren es die Tabletten gegen die Übelkeit, die mich so müde und erschöpft machten? Müdigkeit war eine der typischen Nebenwirkungen. Zum Nachmittag hin bemerkte ich mehr und mehr, dass die Übelkeit deutlich weniger wurde. Tauschte ich nun also Übelkeit gegen Müdigkeit? Oh man. Am zweiten Tag nahm ich morgens noch eine dritte Tablette.
Ab dem dritten Tag nahm ich dann die Höchstdosis an Cariban, nämlich vier Tabletten täglich: eine am Morgen, eine am Nachmittag und zwei zur Nacht. Mir ging es damit einigermaßen, aber wirklich fit fühlte ich mich damit auch nicht.
Ich hatte versucht, bei meiner Hausärztin einen Termin zur Akupunktur zu bekommen, da ich gelesen hatte, dass es gegen Schwangerschaftsübelkeit helfen soll. Leider kam ich erst nach drei Tagen durch per Telefon. Und dann erfuhr ich, dass die Praxis noch zwei Wochen im Urlaub sei. Also schrieb ich kurzerhand meiner Hebamme, ob sie eine Empfehlung aussprechen könnte. Sie meldete sich noch am gleichen Abend und schickte mir einen Kontakt. Da es aber ein Freitag war, musste ich erst mal das Wochenende überstehen und konnte mich am Montag erst wieder kümmern. Zum Glück bekam ich direkt für den kommenden Mittwoch einen Termin.
In der Zwischenzeit wunderte ich mich mehr und mehr über einen seltsamen Geschmack in meinem Mund, der nicht wieder gehen wollte. Ich recherchierte kurz und fand heraus, dass auch dies eine typische Veränderung in der Schwangerschaft war. Nun war mir nicht nur körperlich unwohl durch die Übelkeit, auch hatte ich diesen komischen Geschmack im Mund, den ich irgendwie durch Essen versuchte loszuwerden – was nicht wirklich gelang.
Meine Verabredungen, die ich mir an Abenden gemacht hatte, sagte ich alle ab. Ich war nach der Arbeit einfach zu erschöpft und musste mich immer erst einmal hinlegen und schlafen. Maximal schaffte ich es, einkaufen zu gehen. Und da kaufte ich nun die verrücktesten Sachen. Ich verspürte z. B. ein großes Verlangen nach Hühnerfrikassee. Man muss dazu sagen, dass ich mich eigentlich seit Jahren vegetarisch ernähre. Beim Einkaufen schlich ich also durch die Regale. Und fand schließlich eine vegetarische Variante von Hühnerfrikassee. Gegessen habe ich es noch nicht (ich zweifle irgendwie doch daran, dass es schmeckt). Aber an ein echtes Frikassee traute ich mich nicht heran, aus Sorge, ich würde nur einen Bissen davon essen und den Rest wegschmeißen müssen.
Übrigens hielt auch meine Geruchsempfindlichkeit stark an. So sehr ich mich eigentlich gerne draußen bewegte wegen der frischen Luft, desto ungerne tat ich es auch. Es war erstaunlich, aber JEDES MAL liefen Personen vor mir, die rauchten. Das war kaum auszuhalten für mich. Oder im Bus, wenn sich jemand mit starkem Parfümgeruch neben mich setzte. Furchtbar.