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Behandlungsplan #4: IUI mit Letrozol

Zyklustag 1

Auf geht’s in den nächsten Versuch. Bin ich wirklich so positiv? Nein, nicht wirklich. Nicht nach drei erfolglosen Inseminationen. Aber es nützt ja nichts. Wenn ich wirklich schwanger werden will, dann muss ich weitermachen. Wie geht es also weiter?

Am 1. Tag meines neuen Zyklus schreibe ich, wie von ihr gewünscht, meiner Ärztin. Einen Termin mit ihr für das Monitoring kann ich nicht online vereinbaren, da für die in Frage kommenden Tage (Zyklustag 10-12) nur ein Termin bei ihr angezeigt wird. Und an dem Tag fahre ich morgens in den Urlaub. Der ist daher zu spät für mich. Also muss ich am Montag direkt anrufen und mich mit der Sprechstundenhilfe beraten. Ich habe die Hoffnung, dass sie noch weitere Termine vorher vergeben kann, die von außerhalb des Buchungssystems nicht sichtbar sind. Vermutlich werde ich wieder von einer Vertretung behandelt werden. Das finde ich schade, da Frau Dr. G. mir beim letzten Mal gesagt hatte, dass sie zwar zu Beginn meines Zyklus nicht anwesend sein werde, zum Inseminationszeitpunkt dann aber schon.

In diesem Zyklus werde ich an Tag 12 verreisen. Früh morgens an diesem Tag könnte also spätestens die Insemination erfolgen. Da meine letzten Inseminationen an Tag 11 – 12 erfolgten, wird das eine knappe Geschichte, aber ich will es trotzdem versuchen.

Frau Dr. G. hatte mir für den neuen Zyklus ein anderes Präparat zur Follikelstimulation verschrieben: Letrozol. Clomifen ist also erst mal raus. Darüber bin ich total froh, da Clomifen den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut negativ beeinflussen soll. Und die war ja in allen letzten Zyklen bei mir sehr zart. Schauen wir also, dass wir die in diesem Zyklus mit Letrozol etwas besser aufgebaut bekommen. Ich versuche auch, anderweitig nachzuhelfen und kaufe mir roten Maca und Gelee Royal sowie Frauenmantel und Mönchspfeffer.

Maca-Pulver, Frauenmantel, Mönchspfeffer, Gelee Royale
Maca-Pulver, Gelee Royale, Frauenmantel und Mönchspfeffer sollen einen positiven Einfluss auf die Entwicklung der Gebärmutterschleimhaut in der ersten Zyklushälfte haben.

Parallel dazu ordere ich zwei Spermaproben von der Samenbank zur Kinderwunschklinik. Zwei Proben, um Porto zu sparen, falls es im 4. Zyklusversuch wieder nicht klappt. Trotzdem: Drücken wir mal die Daumen, dass es trotz Urlaubsplänen mit der Insemination klappt. Natürlich drücke ich mir auch Daumen, dass es mit einer Schwangerschaft in diesem Zyklus klappt.

Zyklustag 6

Seit vier Tagen nehme ich nun Letrozol. An den ersten beiden Tagen konnte ich keine Nebenwirkungen feststellen. Online hatte ich davon gelesen, dass einige Frauen Heulkrämpfe aufgrund der Einnahme bekamen. Mit solchen Nebenwirkungen hatte ich zum Glück nicht zu kämpfen. Auch sonst merkte ich nichts. Vorgestern im Laufe des Tages merkte ich dann doch, dass ich wieder meine typischen psychosomatischen Anzeichen bekam, bis hin zu Kopfschmerzen. So meldet sich bei mir ja typischerweise meine Depression. Durch meine Therapie weiß ich, dass ich dann wütend bin, diese Wut aber gegen mich ausrichte. Gestern Abend führte das dazu, dass ich nach der Arbeit recht k. o. war. Einkaufen schaffte ich noch. Aber einen längeren Spaziergang, den ich noch machen wollte, musste ich verkürzen, weil es zu anstrengend für mich war. Danach bin ich erst mal auf der Couch eingeschlafen und wurde erst zur Schlafensgehzeit wieder fit.

Letrozol
In diesem Zyklus stimulierte ich das erste Mal mit Letrozol.

Später las ich, dass Letrozol u. a. Depressionen und Müdigkeit auslösen könnte. Da sich bei mir aber meine typischen psychosomatischen Symptome zeigten, vermutete ich eher, dass die Erschöpfung und depressive Stimmung eher darauf zurückzuführen waren. Ich überlegte die ganze Zeit, was mich wütend machte. Vielleicht hing es mit dem Besuch bei einer Freundin zusammen, den ich vorgestern machte. Sie hatte zwei Wochen zuvor einen Jungen zur Welt gebracht.

Die gleiche Symptomatik zeigte sich nämlich auch, als mir eine gute Freundin aus dem gleichen Freundeskreis mitteilte, dass sie schwanger sei. Es ist nicht so, dass ich mich nicht für beide freue. Ganz im Gegenteil. Gleichzeitig macht es mich wütend. Wütend auf die Welt, das Schicksal oder was auch immer. Dass es bei mir nicht klappt. Und natürlich auch, dass ich nicht im klassischen Model eine Familie gründen werde. Ich war mir nicht sicher, ob es das wirklich war. Sehr abwegig war es nicht.

Trotzdem freue ich mich, dass ich mit der Einnahme morgen erst mal kein Letrozol mehr nehmen musste. Ich bin auch echt gespannt, wie sich die Einnahme auf die Gebärmutterschleimhaut auswirkt. Für den Aufbau nehme ich auch fleißig weiter Macapulver, Gelee Royal, Mönchspfeffer und Frauenmantel.

Das Geld für den Transfer des Samens habe ich nun auch vor ein paar Tagen überwiesen. Nach ein paar weiteren Tagen kam dann auch die Bestätigung, dass das Geld angekommen sei. Einen Tag später gingen die beiden Proben auf Reisen und kamen heute an. Bin froh, dass ich auch da einen Haken hinter machen kann. Für diesen und den potentiellen nächsten Versuch würde das Sperma also schon in der Kinderwunschklinik vorliegen.

Zyklustag 8

In zwei Tagen ist schon das Monitoring und ich bin sehr gespannt. Vor allem, wie sich meine Gebärmutterschleimhaut aufgebaut hat. Und dann natürlich, ob mein Plan gut aufgeht und eine Insemination noch vor meinem Urlaub in fünf Tagen möglich sein wird.

Heute ist der erste Tag ohne Letrozol. Bin gespannt, ob sich etwas ändert. Ich hatte einige Tage, an denen ich während der Einnahme traurig war, aber das muss nichts mit dem Letrozol zu tun haben. Ich beobachte es weiterhin.

Die Traurigkeit kam aus einem Einsamkeitsgefühl heraus. Durch meine Therapie habe ich weniger Kontakt zu meiner Mutter. Was mir einerseits gut tut, mich andererseits aber auch traurig stimmt. Ich merke immer mehr, dass meine Freund:innen in ihren Partnerschaften und mit ihren Familien gut ausgelastet sind. Dass sie mit ihren Partnern jemanden haben, mit dem sie sich täglich über ihre Freuden und Sorgen austauschen können. Mir fehlt das. In Freundschaften teile ich mich zwar auch mit, aber eben nicht täglich/regelmäßig. Vielleicht monatlich und dann immer mit verschiedenen Personen. Niemand nimmt an mir und meinem Leben derart intensiv und kontinuierlich teil, wie es ein Partner tun würde. Niemand streitet mit mir und entwickelt sich dadurch zusammen mit mir weiter. Das vermisse ich. Es fehlt mir fast mein ganzes Leben.

Die Trauer darüber macht sich gerade mehr und mehr in meinem Leben breit. Ich spüre sie durch meine Therapie. Was auf der einen Seite gut ist, denn so bekommen die Gefühle endlich Raum und werden nicht mehr weggedrückt. Auf der anderen Seite ist der Prozess schmerzhaft.

Monitoring

Am Tag vor dem Monitoring hatte ich das Gefühl, dass ich auf der linken Seite bereits etwas spüre, was auf einen wachsenden Follikel hinweisen könnte. Ich war daher sehr gespannt, was beim Monitoring rauskommen würde.

Beim Monitoring selbst fragte ich Frau Dr. G. als erstes nach der Dicke der Gebärmutterschleimhaut. Da antwortete sie sehr bestimmt: „Das ist mir egal. Hauptsache sie ist dreischichtig.“ Okay, dachte ich, immerhin war sie dreischichtig. Ob das Letrozol diesbezüglich die Situation verbessert hatte, erfuhr ich daher leider nicht.

Dann suchten wir meine Eierstöcke. Im linken fanden sich zwei Follikel, einer mit einer Größe von 17,4 mm, ein zweiter mit einer Größe von 16 mm. Ich war erleichtert, dass es wieder mehrere Follikel gab. Immerhin war es möglich gewesen, dass sich durch die Einnahme von Letrozol alles später oder gar nicht entwickelte. Den rechten Eierstock mussten wir etwas suchen, fanden ihn dann aber mit ein paar Tricks doch noch. Verloren gegangen war er also nicht in der Zwischenzeit. Dort zeigte sich noch ein dritter Follikel, dessen Größe ich nicht mehr im Kopf habe.

Beim Anziehen sprach ich Frau Dr. G. auf meine in zwei Tagen anstehende Reise an. Natürlich sagte sie, dass sie sich erst mal meine Blutwerte anschauen müsse, bevor sie sagen könne, ob es vorher noch klappte mit der Insemination. Sie erkundigte sich nach meiner genauen Abreisezeit und frage, ob ich vom Bahnhof in der Nähe aus startete, was ich bejahte.

Nun hieß es also die Ergebnisse der Blutuntersuchung abzuwarten. Frau Dr. G. meinte, dass ihr das gefiel, dass ich die Insemination noch vor dem Urlaub machen wollte. Ich war mir ja nicht sicher, ob das so gut war. Es würde schon recht stressig werden. Ich hoffe ja insgeheim auf eine Insemination am nächsten Tag und nicht am Tag der Abreise. Wobei das auch stressig werden würde, da ich neben einigen Terminen auf der Arbeit auch noch Physiotherapie hatte und abends ein Konzert nachgeholt wurde, das wegen der COVID-19-Pandemie zweimal verschoben wurde. Packen musste ich aus Termingründen also schon zwei Tage vorher.

Vorbereitung auf eine mögliche IVF

Ich sprach Frau Dr. G. dann noch auf die IVF an, die ich wohl machen würde, wenn dieser Versuch scheiterte. Ob sie mir dazu Unterlagen mitgeben könnte und ob ich direkt im nächsten Zyklus damit starten könnte. Letzteres verneinte sie, da ich erst mal die Medikamente bestellen müsste und ich das mit meinem Urlaub gar nicht hinbekommen würde. Ich hatte mich auf eine solche Antwort schon eingestellt, aber war trotzdem nicht begeistert davon.

Allerdings war es auch so, dass ich ja in drei Wochen noch mal für zwei Wochen verreiste und genau in diese Zeit meine fruchtbaren Tage fallen würden. Wenn ich nicht hormonell nachsteuern würde, müsste man den Zyklus eh pausieren. Was ich richtig ätzend fand. Denn eigentlich hatte ich den Urlaub vor ein paar Monaten so geplant, dass ich zu meinen fruchtbaren Tagen zu Hause sein würde. Durch die vorherigen Hormonbehandlungen hatte sich mein Zyklus allerdings so verschoben, dass die Planung mittlerweile hinfällig geworden war.

Nach dem Besuch in der Kinderwunschklinik bin ich dann noch schnell in die Apotheke, um die Auslösespritze zu kaufen. Die Apothekerin fragte mich: „Haben Sie die schon mal genutzt und wissen, wie Sie das machen?“ Ich erwidere mit einem müden Lächeln: „Ja, leider.“ Apothekerin: „Ja, so kann man das auch sehen.

Dann bin ich ins Büro gefahren, mit Auslösespritze in einer Kühltasche mit Kühlpack, an das ich morgens noch denken musste, da die Spritze sonst nicht permanent gekühlt worden wäre. Die Spritze lagerte ich dann tagsüber in der Teeküche im Kühlschrank, versteckt zwischen meinem mitgebrachten Essen. Wenn die Kolleg:innen wüssten…

Zeitpunkt der Insemination

Ab der Mittagszeit hatte ich ständig mein Handy im Blick, aber Frau Dr. G. rief und rief nicht an. Das deutete darauf hin, dass ich erst später inseminiert werden würde. Am Nachmittag erhielt ich endlich eine Mail von ihr. Ich sollte am nächsten Tag morgens direkt die Ovitrelle-Auslösespritze setzen und am Abreisetag morgens um 08:40 Uhr bei ihr sein für die Insemination. Das war genau eine Stunde vor der Abreise. Oh man, das war schon verrückt alles. Aber das war es sowieso. Immerhin ging mein Wunsch in Erfüllung und ich konnte es in diesem Zyklus noch einmal mit einer normalen Insemination versuchen. Ich packte am Abend die letzten Sachen in meine Reisetaschen für den Urlaub und setzte mir am nächsten Morgen die Auslösespritze.