Was bisher geschah
Vor ziemlich genau einem Jahr war ich zum ersten Mal in einer Kinderwunschklinik. Die Klinik war nicht weit entfernt, ich habe mich gut aufgehoben gefühlt, mich aber auch das erste Mal in meinem Leben von einem Gynäkologen untersuchen bzw. behandeln lassen müssen. Damit habe ich mich von Anfang an nicht wirklich wohl gefühlt.
Nach diesem Klinikbesuch ist dann mein Leben erst mal über mich eingeprasselt: Ich hatte unaushaltbaren Stress auf der Arbeit und wurde depressiv. In dieser Zeit war ich so erschöpft, dass ich mich mit einem Kinderwunsch nicht mehr auseinandersetzen konnte. Es war meine Rettung, dass ich damals bereits in psychotherapeutischer Behandlung war und ich mich schnell um einen anderen Job bemüht habe. Gefühlt eine Ewigkeit, aber in Wahrheit nach ein paar Wochen habe ich ein Jobangebot erhalten, das ich annahm. Ich war irre erleichtert über die Entlastung, die mich bald erreichen würde. Leider ließ mich mein damaliger Vorgesetzter erst spät gehen, so dass ich eine wirkliche Entlastung erst deutlich später spürte. Diese Zeit nutzte ich immerhin, um mich gegen COVID-19 zu impfen und mir eine Garantieperson zu suchen.
Im November habe ich dann jemanden kennengelernt, mit dem es eine ganze Weile ziemlich gut und in Richtung Beziehung lief. Bis es dann abrupt endete. Danach habe ich – vor allem auf Anraten meiner Therapeutin – ziemlich schnell wieder den Faden zur „Solomutterschaft“ aufgenommen. Ich habe mich an meine nächsten To-Do’s gemacht, die ich von der Kinderwunschklinik erhalten habe. Das waren, eine psychosoziale Beratung zu machen und die notwendige Vereinbarung mit meiner Garantieperson abzuschließen. Da mir aber bei letzterem die Konditionen, zu denen ich dies tun sollte, zuwider waren, entschied mich kurzerhand, eine andere Klinik zu wählen, in der ich keine solche Vereinbarung abgeben musste.
Ich fühle mich auch daher besser mit dem Klinikwechsel, da ich so die Gelegenheit hatte, eine Gynäkologin für meine Behandlung zu haben. Und auch, weil derjenige, mit dem ich kurz vorher etwas hatte, genau um die Ecke der ersten Kinderwunschklinik wohnte. Bei dem Gedanken, für die Kinderwunschbehandlung bei ihm ums Eck‘ zu sein, fühlte ich mich nicht wohl. Lange Rede, kurzer Sinn: Klinikwechsel.
Neue Klinik, ich komme! Oder doch nicht?
Also vereinbarte ich einen Termin in einer zweiten Kinderwunschklinik. Was ich richtig gut fand: Ich hatte eine ÄrztIN. Als nächstes wollte ich mir von meiner Gynäkologin wie auch schon für die andere Kinderwunschklinik eine Überweisung geben lassen. Dies verweigerte sie mir allerdings mit den Worten, dass sie eine erneute Kostenübernahme gegenüber der Solidargemeinschaft nicht rechtfertigen könne. Sie hätte mir schließlich schon einmal eine ausgestellt, das müsse reichen. Vielen Dank auch!
Ich habe mir dann über eine befreundete Hausärztin eine Überweisung für die Klinik besorgt, mir die Untersuchungsergebnisse aus der alten Klinik schicken lassen und wurde dann kurz vor meinem Termin positiv auf SARS-CoV-2 getestet. Also musste ich den Termin absagen und einen neuen vereinbaren. Ich war echt geknickt, dass wieder Zeit verging. Plötzlich hatte ich es ganz eilig.
Irgendwann war er dann, der Termin. Ich war deutlich umemotionaler als bei meinem Besuch in der anderen Kinderwunschklinik. Keine Tränen, keine depressive Phase. Ich war viel erfahrener, viel entschlossener. Wie selbstverständlich marschierte ich ins Gebäude. Am Empfangstresen stellte sich erst mal heraus, dass die Ärztin bei der ich den Termin hatte, im Urlaub war. War ich etwa ganz falsch dort? Nein, ich hatte nur meinem Termin bei jemand anderes. Einem Mann? Nein, eine Frau. Puh! Sehr gut. Es sind ja manchmal Kleinigkeiten, die dazu führen, dass man sich mit etwas gut fühlt. Bei mir war das sowas.
Als ich nach dem „Einchecken“ vor der geschlossenen Tür des Behandlungszimmers saß, wusste ich erst nicht, ob ich nun Klopfen und mich ankündigen sollte, oder draußen vor der Tür warten sollte. Also fragte ich kurzerhand den Prof., der eine offene Tür direkt daneben auf hatte. Und er reagierte sehr freundlich und zuvorkommend. Ich fühlte mich gleich noch wohler dort. Und als ich eine Weile später immer noch vor der Tür saß, schüttelte er den Kopf und ging zur Kollegin ins Zimmer, vor dem ich saß. Ich deutete das so, dass er sich erkundigte, wann ich dran käme und fühlte mich gut umsorgt.
Das Erstgespräch mit Frau Dr. L.
Dann ging los. Meine Ärztin, Frau Dr. L., hat mir zunächst grob das Vorgehen geschildert und ist mit mir meine mitgebrachten Blutwerte durchgegangen. Einige Werte müsse sie noch mal neu bestimmen lassen, wie zum Beispiel meinen AMH-Wert. Die anderen ließ sie sich kopieren. Sie hat mir auf alle meine Fragen eine Antwort gegeben. Aber nicht alle die Antworten habe ich auch direkt verstanden. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass wir aneinander vorbeireden und ich musste manchmal noch mal nachfragen. Aber selbst dann habe ich ihre Antworten nicht verstanden, bzw. mich nicht viel schlauer gefühlt als vor meiner Frage. Da ich mich aber vorher und auch im Nachgang in meiner Community schlau machen konnte bzw. auch einiges im Nachgang selbst recherchiert habe, war das zwar lästig, aber auch kein Drama.
Schlauer wurde ich auf jeden Fall, was die Behandlungskosten in dieser Kinderwunschklinik anging. Darüber habe ich direkt Unterlagen mitbekommen. Und ich muss dort keine Vereinbarung mit einer Garantieperson abschließen, aber mich familienrechtlich beraten lassen. Auch eine psychosoziale Beratung muss ich dort nachweisen. Das kann ich ja bereits. Wir sprachen auch über den Zeitpunkt, wann man von einer Insemination wechseln sollte zu in vitro Fertilisation (IVF). Dann empfahl sie mir, eine Eileiterspülung zu machen. Nicht nur, um zu schauen, ob die Eileiter durchlässig sind, auch steige wohl die Erfolgsrate für erfolgreiche Inseminationen in den nächsten Zyklen danach. Ich sollte mir überlegen, ob ich dies durchführen lassen wollte.
Auf meine Frage, wann wir starten könnten, teilte sie mir mit, dass wir prinzipiell direkt starten könnten. Lediglich ihre Verfügbarkeit wäre ein limitierender Faktor. Da habe ich schon geschluckt, da ich eigentlich sofort starten wollte. Ich war kurz vor meiner Regelblutung und wollte gerne in dem damit startenden Zyklus loslegen. Aber das sollte aufgrund ihrer Kalenderlage schwierig werden. Aber wir vereinbarten zumindest direkt einen Termin für eine Eileiterdurchlässigkeitsprüfung, im Fachjargon auch Hystero-Salpingo-Kontrast-Sonographie genannt. Falls ich mich gegen diese Untersuchung entscheiden würde, könnte ich sie ja wieder absagen, bot Frau Dr. L an. Das mochte ich an Dr. L, sie war genauso pragmatisch und praktisch wie ich.
Deutsche Bürokratie findet man auch in der Kinderwunschbehandlung von Solomüttern
Bevor wir dann die Ultraschalluntersuchung machten, übergab sie mir einen Batzen an Unterlagen, die ich lesen und/oder für die weitere Behandlung unterschreiben sollte. Das waren:
- eine Patientenaufklärung über Kontrastmitteldarstellung der Eileiter (Hystero-Salpingo-Kontrast-Sonographie, HSKP),
- eine Einverständniserklärung und Aufklärung über HSKP,
- eine Dokumentation zur Indikation, Beratung, Aufklärung, rechtliche Vereinbarungen und Einverständnis in Behandlung,
- ein Vertrag über die Kryokonservierung und Lagerung von reproduktiven Zellen einer Frau,
- ein Honorarvereinbarung zur privatärztlichen Leistungsabrechung,
- eine Einverständniserklärung zur Aufbereitung von Spendersamenproben,
- eine Vereinbarung über die private ärztliche Behandlung und Abrechnung und
- eine Einverständniserklärung Fremdsamenspende.
Damit waren wir dann auch beim bürokratischen, rechtlichen Teil angekommen, mit dem ich mich dann die kommenden Tage/Wochen auseinandersetzen durfte.
Beim Ultraschall fragte sie mich, an welchem Zyklustag ich aktuell sei. Tag 25. Da wurde sie stutzig, weil meine Follikel aussehen würden als sei ich noch in der ersten Zyklushälfte. Hmm, das war merkwürdig. Waren doch meine Tage immer sehr regelmäßig. Mein Kopf ratterte los, woran es liegen könnte. Mir fiel nur exzessiver Sport im letzten Urlaub ein. Aber war es das wirklich? Es kann zig Gründe für eine Zyklusverschiebung geben.
Da mit dieser Beobachtung etwas „Unplanbarkeit“ ins Vorhaben kam, vereinbarten wir, nach ein 1,5 Wochen zu telefonieren. Gegebenenfalls könnte ich dann schon mehr über meine Regelblutung sagen und wir könnten das weitere Vorgehen besprechen. Sie schätzte, dass wir erst im übernächsten Zyklus starten könnten. So blieb mir zumindest ausreichend Zeit zur Bearbeitung der Unterlagen und die familienrechtliche Beratung. Zu guter letzt spiegelte mir Frau Dr. L., dass ich schon sehr entschlossen wirke. Ja, genau, Frau Dr. L. Wir sehen uns bald wieder!
Mein letzter Gang in der Kinderwunschklinik war dann zur Blutabnahme und Urinprobe. Auch dort habe ich mich sehr gut aufgehoben und betreut gefühlt. Insgesamt hatte ich ein gutes Gefühl. Viel besser als vorher. Ich ging mit einem wohligen und stimmigen Gefühl nach Hause.
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