Zyklustag 12: Monitoring

Meine nächste Ultraschalluntersuchung zur Vorbereitung auf die nächste Insemination war bei Fr. Dr. G. am frühen Montagmorgen. Ich stand einer Untersuchung durch einen dritten Arzt mal entspannt, mal skeptisch gegenüber. Aber Fr. Dr. G. war super herzlich und offen und ich habe mich direkt wohl gefühlt. Wir sind direkt zum Ultraschall übergegangen. Als ich mich auskleidete fragte Fr. Dr. G mich schon, ob ich schon was spüren würde. „Ja, links merke ich schon etwas“, teilte ich ihr mit. „Na, dann schauen wir mal„, entgegnete sie freundlich. Über den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut war Fr. Dr. dann sehr glücklich. „Sehen Sie mal, wie schön dreilagig die ist„, rief sie mir freudig zu und zeigte auf den Monitor. Als ich sie auf die Dicke der Schleimhaut ansprach entgegnete sie: „Das ist nicht so wichtig. Mir ist wichtig, dass sie dreilagig ist. Ihre sieht super aus.“ Danach schauten wir nach Follikeln.

Mögliche Mehrlingsschwangerschaft

Wir haben zwei Follikel gefunden und sie fragte mich direkt, ob es für mich auch unter diesen Umständen okay wäre, die Insemination zu machen. Nach sehr kurzem Überlegen sagte ich: „Ja.“ Zwillinge zu bekommen war zwar nicht mein 1. Wunsch, aber lieber versuchte ich es mit zwei Follikeln und einer dadurch höheren Wahrscheinlichkeit überhaupt schwanger zu werden als gar nicht. Und je länger ich darüber nachdachte, desto positiver stimmte mich die Tatsache, dass es zwei Follikel waren. Nicht jeder Follikel hat auch eine gesunde Eizelle, in meinem Alter schon gar nicht. Insofern war ich wirklich froh darüber. Und Zwillinge würde ich zur Not auch irgendwie gewuppt bekommen. Ich wäre zumindest nicht die ersten Solomutter mit Zwillingen, soviel war mir klar.

Nach dem Ultraschall besprachen wir das weitere Vorgehen. „Im Extremfall müssen wir die Insemination noch heute machen, eventuell morgen oder übermorgen„, sagte Dr. G. Da musste ich erst mal schlucken. Auf eine so schnelle Umsetzung war ich terminlich gar nicht eingestellt. Wie sollte ich das mit der Arbeit und meiner Therapiestunde am Abend noch hinbekommen? Die Termine ratterten durch meinen Kopf.

Ich teilte Fr. Dr. G. mit, dass es für mich besser morgen wäre. Da meinte sie zu recht: „Ich schicke Sie nun erst mal zur Blutentnahme und dann warten wir die Ergebnisse ab. Gegen 13 Uhr melde ich mich bei Ihnen. Wenn ich Sie anrufe, müssen wir es heute machen. Sonst bekommen Sie eine E-Mail von mir. Wenn Sie es heute nicht schaffen, müssen wir den Zyklus aussetzen.“ Dann drücke Sie mir zum Abschied ein Rezept für die Ovitrelle in die Hand und sagte, dass die Blutabnahme wüsste, dass ich komme.

Zeitpunkt der Insemination

Nach ein bisschen warten ging es dort dann ganz schnell und zack war ich wieder draußen. Auf zur Arbeit. Nein, stop. Zuerst noch in die Apotheke. Ich war total hin und hergerissen, ob ich die Ovitrelle schon jetzt kaufen sollte. Einerseits wäre es gut, da ich nicht wusste, wann ich sie mir setzen musste. Auf der anderen Seite war ich mit dem Rad unterwegs und es sollte SEHR warm werden an dem Tag (Ovitrelle muss im Kühlschrank gelagert werden). Also habe ich mich von der Apothekerin beraten lassen. Sie meinte, dass sie mir eine Kühltasche und ein Kühlpack mitgeben könnte und ich so die Ovitrelle auf jeden Fall 2 h außerhalb eines Kühlschrankes lagern könnte. Danach aber müsse sie aber sofort gekühlt werden.

Meine Sorge war auch, dass ich die Ovitrelle in einer anderen Apotheke nicht sofort bekommen würde. Dazu meinte die Apothekerin, dass das sehr gut sein könne. Sie hätten die Ovitrelle auch nur vorrätig, weil sie um die Ecke von der Kinderwunschklinik seien. Das war für mich das schlagende Argument: Ich kaufte sie mit samt dem Kühlarsenal. Auf dem Weg zum Fahrrad fiel mir dann ein, dass ich die Tasche mit dem großen Apothekenzeichen drauf dann schön im Kühlschrank auf der Arbeit legen müsste. Wie gut, dass die Kolleg:innen noch viel im Homeoffice arbeiteten. Und auch, dass man das Medikament nicht durch die Tüte sehen konnte. Ganz wohl war mir bei der Sache dennoch nicht. Aber hatte ich eine Wahl? Nein. Mein Name stand ja immerhin nicht drauf.

Um kurz nach 13 Uhr rief mich Frau Dr. G an: „Heute oder gar nicht, Frau X.“ „Okay, dann kommt es darauf an, wann.“ „Der späteste Termin, den ich Ihnen anbieten kann ist 16:15 Uhr.“ „Okay, das schaffe ich.“ „Gut. Die Ovitrelle brauchen Sie nicht mehr zu nehmen.“ „Okay.“ „Dann bis später.“ „Bis später.“

OMG. Heute!

Insemination

Ich flog förmlich aus der Arbeit um pünktlich zu sein und vergass fast die Ovitrelle im Kühlschrank. Na, das wäre was gewesen. Sollte ich doch ca. 2 Wochen später erst wieder im Büro sein…

Auf dem Weg zur Kinderwunschklinik fühlte ich mich echt gestresst und habe nur gedacht, dass ich mal runterkommen müsste. Eigentlich war ich gut in der Zeit, obwohl ich erst was anderes dachte. Aber es sollte alles passen. Um 16:10 Uhr saß ich vor dem Untersuchungszimmer von Fr. Dr. G. Dann empfing sie mich erneut sehr herzlich und wir fingen direkt an. „Ihr LH-Wert lag bei 70. Wir müssen es heute machen, sonst wäre es zu spät„, erklärte sie mir die Dringlichkeit. „Das sagt mir jetzt gar nichts„, entgegnete ich Fr. Dr. G. Und dann kamen wir über ein Missverständnis auf meine Arbeit zu sprechen und ich erfuhr leider nicht, was genau dieser Wert nun bedeutete. War das jetzt hoch oder sehr hoch?

Sie sagte mir, dass die Spermien eine sehr gute Qualität hätten und zeigte mir das Röhrchen mit meinem Namen: „Sie sind heute die Einzige, daher sind es auf jeden Fall ihre.“ Haha, ja, das wäre was – falsche Spermien. Hat es bestimmt schon gegeben…

Dann setzte sie an und verabreichte mir die Probe. Und dann tat sie etwas, über das ich sehr verwundert war: Sie machte anschließend einen Ultraschall und rief total verzückt aus: „Sehen Sie mal, da sieht man sie. Wie cool ist das denn, man sieht sogar, wie sie sich schon auf den Weg in Ihre Eileiter machen. Hier auf der einen und warten Sie, hier auf der anderen Seite. Wahnsinn, oder?“ Ich war total baff, war amüsiert über die Aussagen von Fr. Dr. G. und erleichtert über diese Info. Mein erster Gedanke war nämlich, dass Fr. Dr. G. mit dem Ultraschall die Hälfte der sündhaft teuren Spermien wieder rausholte… Aber dem schien nicht der Fall zu sein.

Dann durfte ich noch etwas ruhen, solange sie ihre letzten Arbeitsschritte für den Tag machte. Das tat mir total gut, da ich ja vorher so gestresst angesaust kam. Als sie mich wieder aus dem Gyn-Stuhl entließ fragte ich sie noch nach der Einnahme des Progesteron. „Ach, das würde ich gar nicht nehmen. Das produzieren Sie ja von selbst. Ich bin da immer eher für die natürliche Variante.“ „Sehr gut„, meinte ich, „ich hatte nämlich beim letzten Mal ordentliche Nebenwirkungen.“ „Dann lassen Sie es weg.„

Abschließend meinte Fr. Dr. G, dass ich ja nun warten müsste und – sollte meine Regelblutung einsetzen – am 3. Tag wieder anrufen könnte um einen neuen Termin zum Ultraschall zu vereinbaren.

LH-Wert

Danach fuhr ich nach Hause, legte die ungenutzte Ovitrelle in den Kühlschrank und fuhr 15 min später zur Therapie. Eigentlich ein gutes Timing, aber da der Tag voller Termine und Emotionen war, war es doch sehr anstrengend für mich. Den Rest des Abends lag ich mit sehr erschöpften Beinen auf der Couch. Da hatte ich dann endlich Ruhe, mal nach dem LH-Wert zu recherchieren. Und siehe da, wir hätten wirklich nicht mehr warten können: Um den Eisprung herum liegt der Wert zwischen 8,7 bis 76,3 U/l. Da lag mein Wert schon sehr weit oben. Schade, dass wir nicht noch mal geschaut haben, ob zwischen dem Ultraschall am Morgen und der Insemination schon ein Follikel geschlüpft ist.

Nun hieß es also wieder warten bis zum Testtag.