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Sie ist da! (schonungsloser Bericht der Geburt)

Die Geburt geht los

Mittwochmorgen, um 00:15 Uhr, also kurz nach Mitternacht, wollte ich gerade einschlafen. Plötzlich bemerkte ich einige Flüssigkeit, die aus mir lief. Ui. Anspannung. Spannung. Was das wohl war? Um das zu checken bin ich direkt ins Bad und auf die Toilette. Da lief es schwallweise aus mir raus. Mit Blut. Mein Puls ging gleich deutlich schneller. Das war sicherlich die Fruchtblase, die geplatzt war. Aber war das alles so normal?

Ich rief erst mal meine Geburtsbegleitung S. an. Sie wirkte sehr wach. Ich war mir sicher, dass sie noch wach war. Erst später habe ich erfahren, dass sie schon geschlafen hatte. Wir haben uns kurz beraten und darauf verständigt, dass ich im Kreißsaal anrufen sollte. Gesagt getan. Am Apparat sagte man mir, dass ich wegen des Blutes in die Klinik kommen. Das müsste abgeklärt werden.

Auf in die Klinik

Als ich S. mit diesen Infos zurückrief war sie ebenfalls klarer im Handeln und meinte sofort, sie würde mich abholen, damit wir in die Klinik fahren könnten. Ich packte meine restlichen Sachen zusammen und dann war S. auch schon da. Freudig aufgeregt fuhren wir zusammen in die Klinik. Ich war mega gespannt, was passieren würde. Nun ging sie also los, die Geburt.

In der Klinik angekommen wurde ich erst mal von einer sehr sympathischen, erfahrenen Hebamme in Empfang genommen und es wurde ein CTG gemacht. Es war alles soweit gut, aber ich hatte noch nicht wirklich Wehen. Mein Muttermund war bereits verkürzt und ein Zentimeter offen. Bis zehn Zentimeter war es also noch ordentlich was. Ich sollte daher auf die Wochenbettstation und dort ein Zimmer beziehen. Ich sollte um 7 Uhr morgens, also vier Stunden nach dem 1. CTG noch mal zum Ablesen kommen. Es sei denn, irgendwas würde sich tun, die Wehen verstärken oder so. Und die Hebamme riet mir, ich sollte versuchen zu schlafen. Denn die Erholung würde ich für die Geburt brauchen.

Also bin ich zur Wochenbettstation. S. musste wieder nach Hause gehen. Dort lag ich mit einer Frau zusammen auf einem Zimmer, die am Vortag per Kaiserschnitt ihr 2. Kind bekommen hatte. Leider war es dadurch laut und hell im Zimmer, obwohl es mitten in der Nacht war. Ich habe kaum schlafen können, dabei versuche ich es mit allen Mitteln. Mit fortschreitender Zeit wurde ich nervöser, weil ich wusste, dass ich Kraft und Energie für den Tag brauchte. Wer weiß, wie lange ich noch in den Wehen liegen würde?

Die Wellen werden stärker

Gegen sechs Uhr morgens merkte ich dann doch verstärkt Wehen, die in einem ähnlichen Rhythmus kamen. Nun wusste ich: Das wäre der Moment, in dem ich spätestens hätte ins Krankenhaus fahren müssen, wäre nicht vorher die Fruchtblase geplatzt. Um mit den Wehen umzugehen, wendete ich meine Atemübrungen aus dem Hypnobirthing an. Das gelang mir am Anfang noch recht gut. Mich beruhigte vor allem, dass eine Wehe eigentlich nicht länger als 2 Minuten andauerte und ich also wusste, wann sie wieder abflachte.

Da die Schmerzen mit den Wehen immer mehr zunahmen, fieberte ich immer mehr der 7-Uhr-Untersuchung entgegen. Ich war Punkt 7 Uhr wieder auf der Geburtsstation. Dort nahm mich wieder die gleiche Hebamme entgegen und schloss meinen Bauch ans CTG an. Für die nächsten Minuten, während das CTG also geschrieben wurde, ging sie aus dem Kreißsaal. Ich lag dann alleine dort auf dem Zimmer und bekam immer heftigere Wehen. Ich sehnte den Moment zurück, in dem ich nicht mehr alleine war. Habe dann meine Geburtsbegleitung kontaktiert, weil ich das Gefühl hatte, dass es mir guttun würde, wenn sie nun bei mir wäre. Habe auch überlegt, nach Schmerzmitteln zu fragen.

Dann kam endlich die Hebamme zurück und schaute nach den Messungen. Ich berichtete ihr von den starken Wehen und dass ich überlegte, dagegen Schmerzmittel zu nehmen. Sie meinte, sie könne die starken Wehen aus den gemessenen Werten ablesen. Sie wollte noch nach dem Muttermund schauen, aber danach könne ich entweder in die Wanne oder Schmerzmittel bekommen. Wanne statt der Schmerzmittel fand ich eine gute Idee. Darauf wäre ich selbst gar nicht gekommen, dabei hatten wir das im Geburtsvorbereitungskurs besprochen.

Endspurt! Oder doch nicht?

Überraschenderweise stellte die Hebamme fest, dass mein Muttermund schon komplett geöffnet sei. Daher sei leider keine Wanne mehr möglich. Dafür sei es zu spät und die Geburtswanne wäre leider schon belegt. Na toll… Aber Schmerzmittel gegen die Wehenspitzen könnte ich bekommen. Dem habe ich dann auch zugestimmt. Und dann war ich also schon mitten drin in der Geburt. So schnell hatte ich damit nicht gerechnet. Zum Glück kam um kurz nach 8 Uhr meine Geburtsbegleitung. Endlich Verstärkung und emotionale Unterstützung. Ich war so dankbar, dass sie da war.

Meine Geburtsbegleitung war da. Endlich.

Zu Beginn der Geburt erfolgte noch Hebammenwechsel durch den Übergang von einer Schicht in die nächste. Das war natürlich nicht optimal, aber ich war so mit mir beschäftigt, dass es nur so hingenommen habe. Ändern konnte ich es eh nicht, auch wenn ich meine erste Hebamme lieber behalten hätte. Die zweite war auch gut, nur war ich mit ihr noch nicht so vertraut. Also, so vertraut, wie man nach zwei gemeinsamen CTGs eben sein kann.

Geburt ohne Schmerzmittel? Aber nicht doch!

Bezüglich des Schmerzmittels weiß ich noch, dass ich darauf gefühlt eine Ewigkeit warten musste. Bis mir dafür der Zugang gelegt wurde nachdem ich darum gebeten hatte, war es schrecklich. Ich habe nicht verstanden, dass ich es nicht sofort bekommen habe, nachdem das beschlossene Sache war. Die Wehen waren sehr schmerzvoll. Ich wollte unbedingt, dass das besser wurde. Und dann endlich bekam ich es. Und mit fortschreitender Zeit bemerkte ich…. gar nichts. Also, zumindest nicht weniger Schmerzen. Ich versuchte mich damit zu beruhigen, dass das Schmerzmittel schon die Wehenspitzen nehmen würde und es sonst noch schlimmer wäre. Wie schlimm, konnte ich mir kaum vorstellen. Ich fand es so schon kaum auszuhalten. Zum Glück gab es zwischen den Wehen immer wieder kurze Pausen. Aber der nächsten Wehe sah ich immer entgegen. Von wegatmen à la Hypnobirthing wie noch in der Eröffnungsphase war da wenig zu sehen.

Ich versuchte, die Geburt in verschiedenen Stellungen voranzubringen. Ich wurde dabei sehr gut durch S. und die Hebamme unterstützt. Letztere war vor allen Dingen die ganze Zeit bei mir, weil es sonst keine anderen Geburten gab. Welch ein Luxus.

Für mich verging die Zeit nur langsam. Ich wurde von den beiden immer wieder motiviert. Die nächste Wehe ordentlich pressen. Wir seien schon so weit. Es würde nicht mehr lange dauern.

Aber es dauerte und dauerte. Ich gab alles und hatte doch das Gefühl, nicht gut genug, schnell genug zu gebären. Und diese Schmerzen. Ein Spaziergang war etwas anderes.

Geschafft!

Und dann, nach ca. 2,5 Stunden, war die Kleine auf der Welt. Für mich war es bis dahin eine furchtbar lange Zeit. Aber rückblickend, als ich nach und nach wieder auf mein Wissen aus dem Geburtsvorbereitungskurs zugreifen konnte, merkte ich, dass es eigentlich eine schnelle Geburt war. Ca. vier Stunden vom Platzen der Fruchtblase bis zu den ersten leichten Wehen, weitere drei Stunden bis zur vollständigen Eröffnung des Muttermundes und dann noch mal drei Stunden bis zur Geburt.

Die Geburt ist geschafft. Meine Tochter ist da!

Mein Mädchen sah direkt gesund aus. Und sie schien auch gesund. Sie konnte bei mir bleiben und wir beide konnten eine Verschnaufpause einlegen. Die Geburt war ja nicht nur für mich anstrengend. Auch für mein Baby war es anstrengend und aufregend gewesen. Ich erinnere mich, dass sich ein zufriedenes Gefühl bei mir einstellte. Woran ich mich nicht mehr erinnere ist, wann genau ich die Nabelschnur durchgeschnitten habe. Aber ich habe es getan und das Bund zwischen mir und meiner Tochter zerschnitten.

Die Zeit direkt nach der Geburt war vom Ablauf erst mal ganz entspannt. Körperlich gesehen jedoch war es alles andere als das. Es brannte im Intimbereich. Auf keinen Fall wollte ich auch noch die Plazenta gebären. Aber nun ja, das musste sein. Es war nicht angenehm, wenn auch hinsichtlich der Schmerzen (Gott sei dank hat die keinen Kopf!) und der Dauer (eine Wehe) kein Vergleich zum Gebären meiner Tochter. Ich empfand es auch unangenehm, wie mir von der Hebamme auf meinem Bauch rumgedrückt wurde, um den Rückgang der Gebärmutter zu überprüfen. Aufgrund eines Dammrisses 2. Grades musste ich auch noch genäht werden. Das war auch unangenehm. Ich erinnerte mich dabei an die Worte der Hebamme aus dem Geburtsvorbereitungskurses, die sagte: „Wenn die Geburt erst mal vorbei ist, ist alles andere nebensächlich, weil man sich nur auf das Kind konzentriert.“ Pustekuchen. Für mich war es definitiv anders. Ich war sehr froh, als alle ihre Arbeit an mir verrichtet hatten und es einfach nur ans Heilen und ums Kennenlernen ging.

Kuschelzeit

Denn dann kam die Kuschelzeit. Ich realisierte erst nach und nach, was gerade passiert war. Wie überwältigend in vielerlei Hinsicht die letzten Stunden waren. Und wie schnell die Geburt dann doch ging.

Nach einer Weile wurde meine Tochter gewogen, gemessen, gewickelt. Sie wurde immer „glatter“ und weniger zerknautscht. Man konnte immer mehr erkennen, wie sie aussah. Süß war sie. Zuckersüß. Ich nannte sie nach einer meiner Vorfahren: Luzia Karlotta.

Luzia wurde gewogen, gemessen und durchgecheckt.

Die U1 hat sie bestens bestanden. Ich war sehr erleichtert. Luzia war recht groß und schwer. Da waren sie also, die langen Beine. Und zugenommen hatte sie seit der letzten Vorsorgeuntersuchung bei meiner Gynäkologin auch noch.

Während ich anschließend so mit meiner Tochter da lag, sie stillte, mit S. quatschte, mich mit Essen und Trinken stärkte und alles Revue passieren ließ, hörten wir andere Frauen beim Gebären. S. meinte, sie war überrascht, dass ich im Vergleich so leise war. Sie sagte, ich hätte es sehr gut gemacht. Auch die Hebammen lobten mich. Das fand ich interessant, da ich während der Geburt immer gesagt bekam, jetzt ist Endspurt und daraufhin dachte, es wäre bald vorbei. Und dann musste es noch und noch eine Wehe sein…

Wir konnten ca. drei oder vier Stunden im Kreißsaal bleiben. Dann brauchten die Hebammen den Raum, weil sich viele andere Geburten für den Tag ankündigten bzw. bereits am laufen waren. Das war wohl in der Klinik ein geburtenreicher Tag. Ich war scheinbar die erste oder zumindest eine der ersten.

Erste Schritte nach der Geburt

Nach einer Weile tat ich erste Aufstehversuche und versuchte mich an einem Toilettengang. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich damit definitiv noch gewartet. Hallo?! Ich hatte gerade ein Kind geboren und mir tat da unten alles weh. Das letzte, an was ich dachte war, mir noch Körperflüssigkeiten da lang laufen zu lassen. Mir brannte es schon beim Gedanken daran da unten. Aber die Hebamme kannte kein Erbarmen.

Auf wackeligen Beinen und von ihr gestützt näherte ich mich also dem Bad. Dort sah ich erst mal Sterne. Das führte dazu, dass ich danach schön an den Tropf sollte zum Aufpäppeln. Der lief dann aber selbst nach einer Korrektur nicht gut. Letztlich wurde ich dann im Rollstuhl auf mein Zimmer auf der Wochenbettstation gebracht.

Nun hieß es erholen, genesen, kennenlernen, stillen lernen und weiter kuscheln.

Es geht ans Kennenlernen.

Hier könnte meine Geschichte nun zuende sein. Denn ich habe mein Ziel erreicht. Ich bin Mutter geworden.