Im Laufe der Zeit habe ich bemerkt, wie viel Zeit ich in meiner Freizeit das Thema, schwanger zu werden, stecke. Angefangen vor ein paar Jahren mit den Überlegungen, ob ich überhaupt Solomama werden möchte. Über die Zeit, in der ich konkretere Informationen eingeholt habe. Bis hin zur Zeit jetzt, in der ich kurz davor stehe, die Behandlung durchzuführen. In all dieser Zeit habe ich mich intensiv mit verschiedenen Aspekten einer Solomutterschaft auseinander gesetzt. Und aktuell realisiere ich, dass ich das nicht mehr nur nebenbei mache.
Die Anfänge
Zu Beginn meines Vorhabens habe ich mir vor allem um folgende Dinge Gedanken gemacht:
- Warum will ich überhaupt Mutter werden?
- Will ich wirklich eine Solomama werden?
- Wie finanziere ich die Behandlungen, die Elternzeit und alles danach als Alleinerziehende?
Dann habe ich erste Schritte unternommen, die in der Durchführung Zeit in Anspruch nehmen. Ich habe
- einen Jobwechsel (mehr Gehalt, weniger Verantwortung) durchgeführt
- über Jahre eine bezahlbare Wohnung gesucht und bin umgezogen.
- mich mit Co-Parenting auseinander gesetzt und potentielle Väter gesucht
- diese Seite aufgesetzt (zugegeben, dass musste nicht unbedingt erfolgen, aber kostet auch Zeit)
Ohne das geht es nicht los
Als ich mich dann ausschließlich für eine Solomutterschaft entschieden hatte und das Erstgespräch in einer Kinderwunschklinik hatte, hatte ich einen Batzen an Hausaufgaben. Ich musste:
- eine Garantieperson finden
- mich mit den rechtlichen Aspekten einer Solomutterschaft und einer Garantieperson auseinandersetzen
- eine psychosoziale Beratung machen müssen
- einen Termin für eine familienrechtliche Beratung vereinbaren müssen.
Als es dann wirklich konkreter wurde und ich mit meiner Ärztin über die konkrete Behandlung gesprochen habe, habe ich
- mich intensiver mit den Behandlungsarten IUI, IVF und ICSI, ihrer Durchführung und ihren Folgen beschäftigt,
- mich mit Hormonstimulation und seinen Wirkungen sowie Folgen auseinandergesetzt,
- einen Samenspender ausgewählt,
- überlegt, wie viele Samenspenden ich bestelle,
- die Order für den Kryotransfer zur Kinderwunschklinik aufgegeben und
- letztlich realisiert, dass ich einige Termine zum Zyklusmonitoring und für die Behandlung in der Kinderwunschklinik wahrnehmen müsste.
Sicher hätte ich auch die Behandlung einfach über mich ergehen lassen können. Einfach meiner Ärztin vertrauen können. Aber der Typ bin ich nicht. Ich habe einen naturwissenschaftlichen Hintergrund und damit ein Verständnis darüber, wie mein Körper funktioniert. Wie selbstverständlich will ich mich auch damit beschäftigen, was in meinem Körper passiert und mitentscheiden. Ich kann gar nicht anders. Auch der persönliche Austausch über das Thema wurde in der Zeit immer wichtiger für mich. Ich habe viel mit anderen Betroffenen oder Freundinnen über das gesprochen, was mich gerade bewegt oder beschäftigt hat. Besonders profitiert habe ich damals von meiner Solomutter-Community in den sozialen Medien, die über ein unschätzbares Schwarmwissen und viel Erfahrung verfügen.
Themen rund um die Schwangerschaft
Als mir aufgegangen ist, wie viel Zeit ich bereits in mein Vorhaben gesteckt habe, habe ich das erst mal wertfrei betrachtet. Mich mit dem Thema zu beschäftigen machte mir ja auch Spaß, interessierte mich brennend. Okay, bis auf rechtliche und finanzielle Aspekte vielleicht. Aber die gehören schließlich dazu und sind unglaublich wichtig.
Ich habe aber auch schon überlegt, wie lange das „Sich-mit-dem-Thema-beschäftigen“ wohl andauern würde. Und schnell schlich sich der Gedanke ein, dass das ja vorbei wäre, wenn ich dann schwanger sein würde. Aber wäre es das wirklich?
Gerade erst gestern hatte ich mir eine Schwangerschafts-App runtergeladen. Mit dieser würde ich im Laufe der Schwangerschaft stets über die Entwicklung des Kindes informiert werden. Und ich müsste ja auch immer wieder zu Vorsorgeuntersuchungen gehen. Mir auch Gedanken darüber machen, welche zusätzlichen Untersuchungen ich noch durchführen lassen wollte. Schließlich führte ich dann eine Risikoschwangerschaft.
Wenn ich ehrlich zu mir bin, kämen in der Schwangerschaft also mindestens folgende Themen auf mich zu:
- Schwangerschaftsernährung,
- Vorsorgeuntersuchungen
- Do’s & Don’ts in einer Schwangerschaft
- Geburtsvorbereitungen und
- einen Vornamen suchen
Und danach? Dann wäre ich Mutter. Solomutter. Würde dann nicht eigentlich erst alles richtig losgehen?
Die Zeit nach der Schwangerschaft
- Wochenbett
- Rückbildung
- In welche Kita soll mein Kind gehen?
- Wie viel Geld brauchen wir zum Leben?
- Wann fange ich wieder an zu arbeiten?
- Mit wie viel Prozent fange ich an zu arbeiten?
Dazu wäre ich permanent mit dem Kind beschäftigt. Und dann ging es mir richtig auf: Mit meiner Entscheidung für eine Solomutterschaft und den Schritten, die ich dann gegangen bin, hatte sich ein neues Hobby in mein Leben geschlichen. Ohne das ich es erst mal realisiert habe. Ein Hobby, dass mich noch sehr viele Jahre beschäftigen würde. Ein kosten- und zeitintensives Hobby, mit sehr vielfältigen Phasen und Themen. Interdisziplinär wenn man so sagen will. Ich würde unglaublich viel lernen und verschiedenste Erfahrungen sammeln. Vorausgesetzt natürlich, das alles klappte.