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Unsere erste Zeit alleine

Meine Mutter blieb fast fünf Wochen. Eine Länge, die uns selbst überraschte. Aber es klappt so gut mit uns, dass sie einfach so lange blieb. Nach ca. 4 Wochen meinte ich zu ihr, dass ich nun auch mal üben müsste, alleine mit Luzia klar zu kommen. Und irgendwie hatte ich auch ein schlechtes Gewissen, sie so lange in Beschlag zu nehmen und von ihrer Heimat fern zu halten. Schließlich wurde ich immer fitter und konnte mich schon besser um meine Tochter kümmern, Einkäufe mit geringem Gewicht kaufen und mich selbst bekochen. Sie blieb dann noch ca. eine Woche.

In den fünf Wochen mit meiner Mutter hatte ich die Möglichkeit, mir gewisse Routinen mit Luzia anzueignen. Da sie zwischen den Stillzeiten viel schlief, war es möglich, in der Zeit essen vorzubereiten, Haushalt zu machen und sogar noch etwas Zeit für mich zu haben. So überlegte ich es mir zumindest für die Zeit ohne meine Mutter.

Am Tag der Abreise meiner Mutter, und ehrlicherweise auch schon etwas zuvor, war ich dennoch sehr traurig. Ich hatte schon Bammel vor dem alleine sein mit Luzia. Würde ich dann auch abends wenn sie vor Bauchweh schrie und weinte so ruhig bleiben?

Gefühlschaos

Gleichzeitig hatte ich auch plötzlich Angst um meine Mutter. Was, wenn sie nicht heile zu Hause ankam aufgrund eines Unfalls? Schließlich war sie bereits über 70 Jahre alt. In 2,5 Wochen wollte sie schon wieder kommen. Ebenfalls mit dem Auto. Was würde dann sein? Würde sie da heile ankommen? Ich war schrecklich besorgt.

Und ich war ihr auch so unendlich dankbar für all ihre Unterstützung in den ersten Wochen. Nicht nur hat sie mich bekocht, meine komplette Wohnung grundgereinigt und mich bestens verköstigt, sie hat mir auch mental gut zur Seite gestanden. Damit hatte ich so lange und so intensiv nicht gerechnet. Die fünf Wochen waren auch für unsere Mutter-Tochter-Beziehung überraschend heilsam.

Und zu guter letzt war ich plötzlich auch wieder alleine nach fünf Wochen mit jemandem zusammenwohnen. Ich fiel ja schon nach Besuchen von Freundinnen an Wochenenden in ein Loch, wenn ich Sonntagabends wieder alleine in meiner Wohnung war. Wie sollte es da nach fast fünf Wochen Besuch werden?

All das führte dazu, dass ich nicht nur vor der Abreise meiner Mutter ständig weinen musste, wenn ich darüber nachdachte. Auch am Tag ihrer Abreise kam ich aus dem Weinen nicht richtig raus. Dabei war ich mir eigentlich sicher, dass es mit Luzia vermutlich so entspannt weiterlaufen würde.

Als der Abschied von meiner Mutter nahte, wurde ich sehr traurig.

Es lief gut

Und das tat es auch. Die Tage liefen genau so weiter. Ich nutzte die Zeiten, in denen sie schlief für mich, den Haushalt und um Essen für mich vorzubereiten. Einkäufe schafften wir zusammen auch sehr gut. Sie blieb weiterhin so entspannt.

Die freie Zeit nutzte ich zum Kochen. Ich kochte große Portionen, von denen ich häufiger essen konnte und die leicht und schnell zuzubereiten waren.

Meine Mutter und Freund:innen von mir meinten immer wieder, dass Luzia so entspannt war läge daran, dass ich so entspannt sei. Ob da was dran ist, weiß ich nicht. Ich war zwar in der Schwangerschaft und auch nach der Geburt relativ entspannt. Aber es hieß auch immer wieder, dass es auf die Persönlichkeit des Kindes ankäme.

Hierzu hatte ich auch mit meiner Hebamme gesprochen. Sie meinte, dass sie schon vorhersehen könne, welche Persönlichkeit Kinder später entwickeln würden. Angesprochen auf Luzia meinte sie, dass sie gut würde für sich sorgen können und sich nicht in den Mittelpunkt stellen würde. Da war ich ja mal gespannt. Aber gerade, dass sie gut für sich sorgen könnte, fand ich gut und eine wichtige Eigenschaft.

In den ersten Tagen alleine übten Luzia und ich, pünktlich zu bestimmten Zeiten fertig zu sein, bzw. irgendwo zu sein. Das war für Termine bei Ärzt:innen und bei Verabredungen wichtig. Das gelang uns mal mehr, mal weniger gut und gleichzeitig immer besser.

Unsere Routine

Wie waren die Tage so? Ich hatte wie gesagt immer wieder Zeit für mich und andere Erledigungen in der Zeit in der Luzia schlief. Alle 2 – 4 h wollte sie gestillt werden. Um mich nicht einsam zu fühlen und nicht so viel alleine zu sein, verabredete ich uns fast täglich. Meist kam Besuch zu uns. Manchmal gingen wir zusammen mit dem Besuch spazieren. Wenn wir keine Verabredungen hatten, ging ich auch so mit ihr spazieren, wenn das Wetter gut war. Oder ich verband den Einkauf mit einem Spaziergang. Oder ich verband den Spaziergang damit, dass wir der nächsten Eisdiele einen Besuch abstatteten. Schließlich war super Eis-Wetter.

Besonders abends aber auch mal zwischendurch hatte Luzia Bauchzwicken. Da musste ich sie dann durchbegleiten, habe sie massiert, sie getröstet, sie getragen und versucht, sie zu beruhigen. Zum Schlafen gelegt habe ich mich meist zwischen 23 und 24 Uhr. Irgendwann zwischen 2 und 4 h später weckte mich Luzia zum Stillen. Danach schliefen wir noch mal 2-4 Stunden weiter. Dann war es meist so zwischen 6 und 7 Uhr morgens und ich schlief entweder noch mal ne Runde weiter oder stand bereits auf, während Luzia weiterschlief. Je nachdem, wie müde ich selbst war.

Der Fliegergriff war ein super Geheimtipp bei den abendlichen Bauchweh-Attacken

Während des Stillens las ich. Oder ich nutzte die Zeit, nach außen zu kommunizieren, mich zu verabreden, Sachen zu googlen.

Luzia war sehr genügsam. Ich konnte sie phasenweise längere Zeit auch einfach ablegen und sie war mit sich selbst beschäftigt. Auch diese Zeiten nutzte ich für mich, für Hausarbeit, Erledigungen und um Essen vorzubereiten.

So ließen sich die Tage ganz entspannt gestalten und ich war selbst sehr überrascht und glücklich darüber, wie gut es mit uns lief. 🙂